Besuch bei unserer Lilli

Wer auf meinem Blog schon länger liest, der weiß, wer Lilli ist.  Ein Storchenmädchen, das mir ganz besonders ans Herz gewachsen ist. Die Kleine wurde bei uns am Ortsrand in einem Storchennest geboren und meine beiden Enkelkinder konnten Lilli bei der Beringung im Arm halten, klick.
Meine Enkeltochter nannte sie Zappel-Lilli, weil sie, während die beiden sie im Arm hielten, immer mit den Beinen zappelte.
In 2014 kam Lilli in unseren Landkreis zurück, wurde mehrfach vertrieben, baute dann ein Nest auf einem Strommast zusammen mit einem Partner, das Nest musste geräumt werden. Zwar bekam Lilli einen Ersatzmast errichtet, aber sie zog weiter.
In 2015 tauchte sie dann ein Stückchen weiter wieder auf und seit diesem Zeitpunkt brütete sie dort stets erfolgreich mit demselben Partner.
Wir wollten längst schon Lilli in Altenhaßlau bei Gelnhausen besuchen. Für uns ist sie ein Teil der Familie, aber irgendwie hatten wir es immer nicht auf die Reihe bekommen. Wir wussten aber, dass es ihr gut ging.

Mich erreichte dann am 16.06.19 die traurige Nachricht, dass Lillis Partner am Tag zuvor tödlich verunglückte. Untersuchungen ergaben, dass er mit 110 KV Leitungsdrähten eines Strommastes kollidierte und wie ein Pfeil abstürzte.

Die beiden haben in diesem Jahr 4-fachen Nachwuchs, worüber wir uns riesig freuten. Nun kann man sich vorstellen, dass es fast ein Ding der Unmöglichkeit für "einen" Altstorch ist, alleine 4 Schnäbel satt zu bekommen. Diese Nachricht stimmte mich mehr als traurig. Lilli hat schon so viel Schlimmes in ihrem Storchenleben durchmachen müssen und jetzt wieder ein Tiefschlag.

Als wir ankamen, waren die 4 Jungen, sie sind jetzt gut 9 Wochen alt, alleine auf dem Horst. Lilli war also auf Futtersuche.

Warten auf Mama kann schon lange dauern.

Hinter Lillis Horst verläuft eine Bahnlinie, das wissen meine langjährigen Blogleser bereits. Der Abstand vom Horst zur Bahnlinie ist aber groß. Die Perspektive täuscht hier. Der Horst steht in der Tat schräg, ich habe also nicht schräg fotografiert. Er ist aber fest im Boden verankert, da passiert nichts.

Auch das muss sein!

Wir warteten 1 1/2 Stunden, beobachteten die Kids, dann kam Lilli angeflogen.

Lilli fing sofort an zu füttern.

Ich wechselte meinen Standort etwas.

Lilli würgt Futter aus, die Kleinen holen es sich dann aus dem Nest.

Das große Schmausen

Auch Lilli gönnt sich zwischendurch wieder einen Happen.

Die folgende Szene hat mich mehr als berührt. Lilli schaut auf ihren Nachwuchs und ich glaube, man kann schon Stolz in ihrem Blick erkennen. Auf jeden Fall liefen mir die Tränen, als ich dieses Bild dann am PC sah. Sorge um Lilli, Sorge um die 4 Jungen, werden sie es schaffen????

Als die Kleinen satt waren, sich wieder ins Nest legten, entstand noch das folgende Foto. Dieses habe ich mit einem Zitat versehen, von dem ich glaube, es passt sehr gut zu Lillis Drama.

Lilli bekommt jetzt zusätzlich Futter ausgelegt, damit sie es etwas leichter hat. Ich weiß aber nicht, ob sie es bisher schon angenommen hat, um zusätzlich damit ihre Jungen zu füttern.

Sie blieb nicht lange bei ihren Kinder, lediglich 11 Minuten. Dann flog sie wieder weg, schraubte sich in die Höhe so lange, bis wir sie nicht mehr erkennen konnten. Im Klartext heißt das, sie ist jetzt ständig unterwegs, um Nahrung zu besorgen.

Tschüss, Lilli, wir kommen wieder und nimm das Futter für deine Jungen an, damit du es etwas leichter hast, rufe ich ihr noch nach!

Mehr Zitat könnt ihr heute wieder, wie an jedem Samstag, bei Nova lesen. Schaut bei doch vorbei!

Ich wünsche euch allen ein schönes und erholsames Wochenende.

Gestern war bei anfänglich schön kühlen Temperaturen Durchlüften angesagt. :-)